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Nahro – Von der Flucht 2015 mit Handicap bis zur Ausbildung

Von einer beschwerlichen Flucht über sieben Länder bis zu einem neuen Leben in Weingarten: Nahro hat trotz körperlicher Einschränkungen, sprachlicher Hürden und zahlreicher Rückschläge nie aufgegeben. Mit unerschütterlichem Willen, Einsatzbereitschaft und Mut hat er sich Schritt für Schritt seinen Platz in Deutschland erarbeitet.

Name: Nahro 
Wohnort: Weingarten
Herkunft: Kurdische Abstammung
Seit: 2015 in Deutschland
Tätigkeit: Freiwilliges Soziales Jahr an einer sonderpädagogischen Schule

Nahros Geschichte

Ankunft & erste Eindrücke

Im Oktober 2015 floh Nahro gemeinsam mit seiner fünfköpfigen Familie über die Balkanroute nach Deutschland. „Ich hatte damals keinen Rollstuhl“, erinnert er sich. „Ich konnte mich nur auf meinen Unterarmen mühsam vorwärtsbewegen.“

Die Familie durchquerte sieben Länder – zu Fuß, mit Bussen, über Berge und Straßen. „Ich bin oft gestürzt, habe mir Wunden zugezogen. Mein Vater trug mich über Kilometer, bis er selbst einen Bandscheibenvorfall bekam.“
 

Nach der Ankunft in Deutschland musste Nahro über 25 Tage im Krankenhaus bleiben. Trotzdem begann er sofort, Deutsch zu lernen, knüpfte erste Freundschaften und bekam schließlich einen Rollstuhl geschenkt. „Mich hat beeindruckt, wie respektvoll man mir hier begegnet ist“, sagt er heute.

Herausforderungen & Sprache

Die deutsche Sprache war für Nahro die größte Hürde:

„Sie war für mich wie ein ganz neues Universum. In meiner Muttersprache schreibt man von rechts nach links – im Deutschen genau umgekehrt. Jeder Buchstabe, jeder Satzbau, jedes Wort war fremd. Ich hatte das Gefühl, wieder in der ersten Klasse zu sitzen – nur diesmal als Jugendlicher, mit all meinen Fluchterfahrungen, seelischen Belastungen, Mobbing und ausländerfeindlichen Bemerkungen.“

Trotz all dieser Herausforderungen gab Nahro nicht auf. Schritt für Schritt lernte er, sich auszudrücken, seinen Platz zu finden und Barrieren zu überwinden.

💼 Arbeit & Ausbildung

Besonders schwer war der Weg in Arbeit und Ausbildung. „Ich wollte unbedingt einen Beruf erlernen, aber meine Behinderung verschloss viele Türen. Ich habe über Jahre unzählige Bewerbungen geschrieben – und genauso viele Absagen bekommen. Oft ohne Gespräch. Die Menschen hatten Angst, ich könnte ‚nicht mithalten‘.“

 

Zusätzliche Hindernisse waren Gebäude ohne Aufzug, fehlende Barrierefreiheit oder schlicht mangelndes Verständnis.


Nach mehr als sieben Jahren erhielt Nahro schließlich seine erste Chance im Einzelhandel – als Kassierer im Minijob.

„Für mich war das kein kleiner Schritt, sondern ein Beweis: Ich kann dazugehören.“


Später gelang es ihm, eine Ausbildung zu beginnen – nach vielen Rückschlägen, Absagen und Momenten des Zweifelns.

Integration, Lernen & Alltag

Nahro hat gelernt, dass Integration nicht nur bedeutet, eine neue Sprache zu beherrschen, sondern auch mit Regeln, Pflichten und Hürden umzugehen.

 

„In Deutschland gibt es viele Regeln und Barrieren – aber auch Chancen, wenn man nicht aufgibt.“

 

Heute engagiert er sich in einem Freiwilligen Sozialen Jahr an einer sonderpädagogischen Schule, gibt seine Erfahrungen weiter und unterstützt andere.

💌 Botschaft & Inspiration

Nahros Geschichte ist geprägt von Schmerzen, Stürzen, langen Wegen – aber auch von Mut, Dankbarkeit und Ausdauer.

Seine Botschaft ist klar und kraftvoll:

„Gebt niemals auf! Auch wenn der Weg voller Verletzungen, Tränen und Rückschläge ist – es lohnt sich. Jeder Mensch hat eine Chance verdient. Liebe geben, Dankbarkeit zeigen und an sich selbst glauben – das ist mein Weg.“

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